Patriarch Kirill II.
Im HERRN geliebte Oberhirten, allverehrte Presbyter und Diakone, gottliebende Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!

Von mit der lichten Freude über den aus dem Grab auferstandenen Erlöser erfüllten Herzen grüße ich euch alle mit diesen lebensbejahenden Worten und gratuliere euch zum Fest der Feste – zum Pascha des HERRN.

Heute werden wir zum großen Gastmahl des Glaubens gerufen, zur großen Feier des Geistes. Der einziggeborene Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, der Leiden und Tod am Kreuz erduldet hat, ist durch den Ratschluss des Vaters sieghaft vom Grab auferweckt! Jesus ist auferstanden – und so ist „der Tod verschlungen vom Sieg“ (1 Kor 15, 54)! Er ist auferstanden – und es freut sich das ganze Weltall! Der HERR hat die Hölle abgeschafft und die Macht des Teufels zerbrochen. Und all dies hat der menschenliebende Gott vollgebracht, und uns dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden durch Jesus Christu, … durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden (Eph. 1, 4-5,7).

 

Der Sieg Christi über den Tod ist nicht nur eine geistige, sondern eine physische Realität. Der HERR Jesus ist tatsächlich um der Erlösung aller Menschen willen mit seinem Leib auferstanden. Seit seiner Auferstehung hat der Tod seinen unumkehrbaren Charakter verloren und ist für die Glaubenden in Christus zur Geburt ins ewige Leben geworden, zu der Tür, die den Weg zum Himmel, zum Reich Gottes eröffnet.

Die Märtyrer für Christus haben nicht umsonst jeglichem Leiden mutig begegnet. Und wenn früher sogar die großen Gerechten die Toten als Verlorene beklagt haben, so ängstigte sie nach der Auferstehung des HERRN Jesu Christi der Tod nicht mehr. Wie schön schreibt darüber hl. Athanasius der Große, nunmehr zertreten ihn alle Glaubenden an Christus als Nichts, da sie ganz gut wissen, dass sie nicht verloren gehen, wenn sie sterben, sondern leben und zu Unverweslichen werden durch die Auferstehung (Homilie über die Menschwerdung des Wortes Gottes und über sein Kommen zu uns im Fleisch). Ein eindrucksvolles Beispiel haben uns die Neumärtyrer der Russischen Kirche gezeigt, die ihre Bekennerkränze in den Verfolgungsjahren im XX. Jahrhundert furchtlos aufgenommen haben.

Heute, da die Welt sich zunehmend dem unvernünftigen Reichen aus dem Gleichnis im Evangelium angleicht (siehe Lk 12, 16-21), da Komfort, Leistung und ein langes Leben beinahe als Grundwerte des Menschseins proklamiert werden, bezeugen wir, die Jünger und Nachfolger Christi, in der Nachfolge des Apostels Paulus kühn: für uns ist Christus das Leben (Phlp 1, 21) und der Tod ist nicht das Ende des Seins. Wir sagen und glauben so, denn wir wissen: Gott hat die Seele des Menschen für die Ewigkeit geschaffen.

Wie häufig fehlt uns, die in die Alltagshetze und –sorgen versunken sind, der geistige Scharfblick, um die verklärende Kraft der göttlichen Gegenwart in unserem Leben zu erkennen! Aber die Osterperiode ist eine besondere Zeit. In diesen Tagen wird sogar die Luft selbst gleichsam mit der mit nichts vergleichbaren Osterfreude durchgetränkt, und die Liebe und Barmherzigkeit Gottes werden reichlich auf jeden Menschen herabgegossen.

Indem wir in die Feier dieses wunderschönen und lichthellen Festes eintreten, sind wir aufgerufen, nicht nur durch das Wort, sondern auch durch die Tat überzeugend jene große Gabe zu bezeugen, die die Menschen durch den auferstandenen HERRN Jesus Christus bekommen haben. Lasset uns die freudige Botschaft des Evangeliums mit den Umstehenden teilen, den Nächsten unsere Liebe, Sorge und Aufmerksamkeit schenken, jenen Gutes tun, die unserer Hilfe und Tröstung bedürfen. Nur so, – indem wir den aus dem Grabe auferstandenen Heiland mit dankbaren Mund und Herzen verherrlichen, – werden wir zu Erben des geschehenen Osterwunders und werden freimütig Söhne und Töchter des Allerhöchsten Gottes genannt, der uns allen die maßlose Liebe offenbart hat.

Indem ich euch allen zum lichten Paschafest gratuliere, wende ich mich wieder und wieder an euch mit dem freudigen Gruß:

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!

KYRILL,

PATRIARCH VON MOSKAU UND DER GANZEN RUS‘

Moskau,

Pascha Christi

2018